Straßenfeger 24

Hotel Royal / Der Vorgang / Millionen nach Maß

Laufzeit ca. 381 Minuten
Artikelnummer: D06046
ARD Video
4-DVD-Box, 29,95 €
FSK: ab 12 Jahren
Erschienen bei: ARD ViDEO/SHDM
Tonformat: Dolby Digital 2.0 Mono
Bildformat: 4:3


Regie: Millionen nach Maß: Erich Neureuther / Hotel Royal: Wolfgang Becker / Der Vorgang: Fritz Umgelter


Darsteller:


Millionen nach Maß: Curd Jürgens, Ruth-Maria Kubitschek, Wolfgang Völz, Werner Kreindl, Wolfram Schaerf, Udo Vioff, Walter Rilla u.a.

Hotel Royal: Joachim Fuchsberger, Lil Dogover, Nadja Tiller, Pinkas Braun, Paul Hubschmid, Karin Hübner u.a.

Der Vorgang: Horst Frank, Andrea Dahmen, Rolf Becker, Klaus Schwarzkopf, Ivan Desny, Guido Wieland, Karl-Heinz Staudenmayer u.a.

Komponist: Hotel Royal: Peter Thomas / Der Vorgang: Rolf Unkel

Autor/Drehbuch: Millionen nach Maß / Hotel Royal: Answald Krüger, Maria Matray / Der Vorgang: Helmut Pigge nach dem Roman von Ladislav Mnacko

Bonusmaterial: 12-seitiges Booklet; Interview mit Regisseur Erich Neureuther und Darsteller Rolf Becker


Inhalt:

Millionen nach Maß:
Gentlemangauner Carlos und seine Komplizen Enrique und Miguél planen einen ganz großen Coup: warum soll man Geld fälschen, wenn man es auch ganz legal drucken lassen kann? Eine Londoner Firma, die seit Jahren Geld für die portugiesische Staatsbank druckt, ist ihr Ziel: Carlos gibt sich beim Chef der Firma Sir Charles als Vizegouverneur de Cabral aus und gibt den Druck von 300 Millionen Escudos in Auftrag. Charles' Vize Gray überlauert den Coup nicht, während seine Sekretärin Fay mit Carlos unter einer Decke steckt. Carlos, der sich als Vizegouverneur von Angola ausgibt, spielt seine Rolle perfekt und gibt an, dass das gedruckte Geld in den Kolonien verwendet werden soll. Wegen der Rebellen im afrikanischen Busch verlangt er höchste Geheimhaltung. So kommt es, dass original portugiesisches Geld auf den Originalmaschinen gedruckt wird...

Hotel Royal:
Im berühmten Hotel Royal in der Schweiz, nahe Evian, trifft sich alljährlich die Crème de la Crème. Neben noblen Gästen haben sich dort aber auch weniger sympathische Zeitgenossen eingemietet: so etwa einige Tresorknacker, die der Maharani von Dungapur den wertvollen Schmuck stehlen will. Wenig später wird auf dem hoteleigenen Golfplatz der Dieb ermordet aufgefunden. Verdächtige gibt es genug, aber am Ende ist nichts so, als es schien. Fast niemand der Anwesenden ist nämlich der, der er zu sein vorgab...

Der Vorgang:
Dr. Viktor Brandner ist Chef eines großen deutschen Chemiekonzerns. In lässt die Angst allerdings nicht los: er ist besessen von der Idee, er könnte ermordet werden. Viktor sucht Hilfe bei seinem ehemaligen Klassenkameraden Klöss, der nun als Psychiater arbeitet. Dieser stellt bei Brandner eine beginnende Geisteskrankehit fest. Doch was ist wirklich dran, am beginnenden Verfolgungswahn Brandners? Wird er der scheinbar tödlichen Gefahr entrinnen können? In Rückblenden wird das zerstörte Innenleben Brandners freigelegt. Alles hilft jedoch nichts. Der Konzernchef wird nämlich tatsächlich ermordet. Doch wer hat es veranlasst?

 

Kritik:

"Hotel Royal" (ZDF-Erstsendung: 14.12.1969, Laufzeit: 90 min., Farbe) ist der erste von drei Filmen aus der Straßenfeger-Box Nr. 24: Im dortigen gleichnamigen Hotel Royal am Genfer See in der Schweiz trifft sich jedes Jahr die internationale High Society. Zu den gut betuchten Gästen zählen schillernde Maharanis, spleenige Millionäre und versnobte Tausendsassas. Illustres Publikum zieht aber auch Diebe an - und so gerät das Hotel Royal ins Augenmerk von gleich mehreren dunklen Gestalten... Doch damit nicht genug: auf dem hoteleigenen Golfplatz liegt alsbald die Leiche eines Juwelendiebs...

Eine der ersten Farbfilme ist mit "Hotel Royal" durch die Neue Münchner Fernsehproduktion im Jahre 1969 entstanden, und unter der Regie von Wolfgang Becker tummelt sich reichlich Schauspieler-Prominenz am Set: Joachim Fuchsberger, Paul Hubschmid, Nadja Tiller, die große Lil Dagover, dazu Anthony Steel, Hanns Ernst Jäger, Friedrich Joloff, Pinkas Braun, Karin Hübner, Herbert Bötticher und viele andere geben sich in diesem spannenden Gaunerfilm die Klinke in die Hand.

Interessant am Rande ist, dass die Dreharbeiten bei laufendem Hotelbetrieb über die Bühne gingen, wobei die Crew den Speisesaal nur nachts betreten durfte um zu drehen, und damit man die zahlenden Gäste nicht störte, wurden die Szenen im Flüsterton absolviert!
Der spannende Hotel-Gaunerfilm wartet mit vielen Verdächtigen auf und unterhält prächtig - nicht zuletzt wegen seiner vielen Stars!

 

"Der Vorgang" (ZDF-Erstsendung: 7.3.1973, Laufzeit: 116 min., Farbe) ist ein sehr spezieller Film: Dr. Viktor Brandner (Horst Frank), Chef eines Chemiekonzerns, plagt Verfolgungswahn - oder bildet er sich die Bedrohungen etwa doch nicht ein? Ist sein Leben wirklich in Gefahr? Brandner wendet sich an einen alten Schulfreund, den Psychiater Klöss (Klaus Schwarzkopf). Doch kann ihm dieser wirklich helfen? Wem kann Brandner noch trauen? Die Situation eskaliert...

Ein wahrer Psychothriller wird hier geboten, der mit Horst Frank in der Hauptrolle sowie Andrea Dahmen, Ivan Desny, Rolf Becker, Heinz Weiss, Sky Dumont und vielen anderen außergewöhnlich gut besetzt ist. Fritz Umgelter führte hier die Regie, und mit Hilfe von vielen Rückblenden legt "Der Vorgang" sehr eindringlich und verstörend Schale um Schale die Psyche seiner psychotischen Hauptfigur frei...

Das Ende des Thrillers ist ebenso verstörend für den Zuschauer wie für den Protagonisten, und wer gerne "glatte" Schlussszenen hat, wird vielleicht mit dem Schluss unzufrieden sein - experimentelle Zuschauer werden hingegen ihre Freude mit dieser unter die Haut gehenden Filmperle haben. Und wer trotz aufmerksamen Zusehens am Ende nicht gewiss ist, wer denn nun der Mörder ist, kann sich im folgenden interessanten Interview mit Rolf Becker die Auflösung einholen, denn Becker plaudert nicht nur aus dem Nähkästchen, was seine eigene Karriere und die Dreharbeiten zu diesem Film betrifft, er erklärt auch, wer laut Autor und Regisseur der Täter ist.

 

"Millionen nach Maß" (ZDF-Erstsendung: 27.11.1970, Laufzeit: 85 min., schwarz-weiß) ist der einzige Zweiteiler in dieser Straßenfeger-Box, noch dazu der einzige Schwarz-Weiß-Beitrag. Ein köstlicher Gaunerspaß, der wunderbar unterhält und vor allem durch seine brillanten Hauptdarsteller wirkt und beeindruckt:

Gentlemangauner Carlos alias Marquis de Cabral (Curd Jürgens) und seine Komplizen Enrique (Werner Kreindl) und Miguél (Wolfgang Völz) planen den großen Coup: Warum Geld fälschen, wenn man es auch ganz legal drucken lassen kann? Eine Londoner Firma, die seit Jahren Geld für die portugiesische Staatsbank druckt, fällt auf die Erzgauner herein und druckt tatsächlich die angefragten 300 Millionen Escudos - unter reger Mithilfe der Sekretärin der Druckerei (Ruth-Maria Kubitschek) ... Doch leider sind die Nummern der Geldnoten nie offiziell in Auftrag gegeben worden, so dass die Sache über kurz oder lang auffliegen muss...

Der Film ist - so unglaublich es klingt - heute so aktuell wie nie zuvor, und es bleibt einem mehr als einmal das Lachen im Halse stecken, wenn man die großen Geldschiebereien und die dunklen Bankgeschäfte betrachtet, die dem Publikum serviert werden.
Der Zweiteiler lebt zum einen von dem großartigen Coup (der auf einer tatsächlichen Begebenheit beruht!), zum anderen von seinen Darstellern, allen voran einem mehr als famosen Curd Jürgens, der hier seine großarrtige Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen konnte: sage und schreibe sechs Charaktere durfte der große Komödiant in diesem Film verkörpern, und die vielen Verkleidungen sorgen auch beim Zuschauer für viel Freude.

Regisseur Erich Neureuther konnte auf einen großen Strauß hervorragender Schauspieler zurückgreifen - bis in die kleinsten Nebenrollen: Neben den vier oben genannten Stars spielen zum Beispiel Udo Vioff, Piet Römer und Walter Rilla.

 

Was Bild und Ton angeht, sind die drei Produktionen dieser Box recht unterschiedlich in ihrer Qualität. "Millionen nach Maß" ist das Schlusslicht in Sachen Bild, die beiden anderen Produktionen weisen bessere bis richtig gute Bildqualität auf (vor allem "Hotel Royal").
Wie bei allem Straßenfeger-Boxen, die ich kenne, hat man leider auch hier wieder versäumt, Untertitel einzubinden - ein echtes Manko, wie ich finde. Es wäre schön, wenn man das in den nachfolgenden aktuellen Boxen berücksichtigen würde.


Fazit:

Neben dem experimentellen packenden Psychothriller "Der Vorgang", dessen Schlussszene für Verwirrung beim damaligen Publikum sorgte, wird in dieser sehenswerten Box mit "Hotel Royal" und "Millionen nach Maß" spannende Krimi-Unterhaltung geboten!
Die Mischung aus Thriller und (komödiantischer) Krimikost ist für Straßenfeger-Fans wieder eine echte Empfehlung wert, zumal die drei Produktionen echte Raritäten sind.

Weitere Infos und Videoproben: http://www.ardvideo.de