Andrea Camilleri

Das Spiel des Patriarchen

Hörspiel
Lübbe Audio
Produktion: SWR 2003
ca. 110 Minuten
2 CDs; ISBN: 3-7857-1295-2; Euro 19,90

Sprecher:
Commissario Salvo Montalbano - Gerd Wameling
Erzähler - Horst Mendroch
Augello - Max Volkert Martens
Fazio - Andreas Pietschmann
Lattes - Horst Hildebrand
Signor Griffo - Matthias Haase
Signora Concetta Burgio - Christine Davis
Signora Samanta - Stela Prislin
u.v.a.

Inhalt:
Commissario Montalbano beobachtet den Einzug von Computer und Internet im Kommissariat und fühlt sich antiquiert. Doch dann wird ein junger Mann in seiner Wohnung ermordet aufgefunden und das Ehepaar, das über dem Ermordeten wohnt, kommt von einem Ausflug nicht zurück. Montalbanos Mitarbeiter machen sich, ausgestattet mit der neuesten Technik, sofort an die Arbeit. Er verlässt sich dagegen auf Altbewährtes. Auf die richtige Spur bringen ihn schließlich ein sarazenischer Olivenbaum, ein Buch von Joseph Conrad und der verschlüsselte Hinweis eines berüchtigten alten Mannes, der bei einem gefährlichen Spiel im Hintergrund die Fäden in der Hand hält.


Kritik:

PCs und Internet fassen Fuß in Vigata, und Montalbano sieht sich plötzlich im Abseits hektischer moderner Geschäftigkeit. Er muss zur Seite rücken, Platz machen für Jüngere, Fixere, die Technisierung macht sich vehement breit im Kommissariat. Montalbano werden die simplen Fälle übertragen, das wars dann wohl. Aber nein! Natürlich nicht! Montalbano muss für einen Kollegen einspringen und landet mitten in einem verzwickten Mordfall. Wer war der junge Tote, der so einen aufwändigen Lebensstil pflegte? Und was wurde aus dem Ehepaar, das im selben Haus wie der Erschossene wohnte, aber nun verschwunden scheint? Und - hat womöglich die Mafia ihre Hände im Spiel?

Mit leisem Witz und Charme geht es wieder zur Sache, wenn der so eigenbrötlerische wie altmodische Commissario beharrlich Stein um Stein umdreht und dabei wieder einmal das richtige Gespür beweist. Dass bei der Serie des SWR, dessen Montalbano-Inszenierungen allesamt sehr hörenswert sind, viel Augenmerk auf Atmosphäre und südliches Flair gelegt wird, zahlt sich aus. Es ist fast wie Urlaub, was Regisseur Leonhard Koppelmann und Komponist Henrik Albrecht da ins Ohr zaubern: die Geräuschkulisse ist wirklich 1 A, und man glaubt sich in jeder Szene an bekannte Orte versetzt, sieht, riecht, fühlt Vigata mit all seinen Gassen, Cafés, Häusern, seinen Geheimnisse hütenden Bewohnern und seinen von der Mafia geführten "Geschäften". Dass sich der Hörer immer wieder gerne den Camilleri-Produktionen überlässt, hängt nicht zuletzt an der Stamm-Sprechercrew, die Regisseur Koppelmann auch dieses Mal wieder mit im Boot hat: Horst Mendroch gibt einen ruhigen, stets präsenten Erzähler, der aus der Serie nicht mehr wegzudenken ist. Ebenso überzeugend wie immer agiert Gerd Wameling als Commissario Montalbano, aber auch die Nebenrollen sind exzellent besetzt.

Die zwei CDs sind mit reichlich Tracks ausgestattet, dazu liegt dem Hörspiel ein Booklet mit den Produktionsdaten und Sprecherliste bei.


Fazit:

Commissario Montalbano löst in seiner unvergleichlichen Art den Fall - auch ohne modernen Firlefanz. Der richtige Riecher ist gefragt, und den hat er ohne Zweifel. Wer wissen will, welche Rolle ein alter Olivenbaum dabei spielt, sollte unbedingt zu diesem Krimi greifen. Hervorragende Krimikost aus dem Süden!