Francis Durbridge

Paul Temple und der Fall Gregory

Bastian Pastewka und Komplizen

Hörspiel
2 Audio-CDs, Laufzeit: 107 Minuten
ISBN: 978-3-8445-1718-7; € 14,99
der Hörverlag


Regie: Leonhard Koppelmann
Musik von Mike Herting und Hans Jönsson

Sprecher:
Bastian Pastewka, Janina Sachau, Kai Magnus Sting, Inga Busch, Alexis Kara


Inhalt:
Francis Durbridge schrieb in der Frühzeit des Fernsehens die besten Radio-Krimiserien und Paul Temples zahlreiche Fälle genießen immer noch Kultstatus. Hierzulande sind einige Temple-Serien aus den Jahren 1951 bis 1967 erhalten geblieben. Doch der erste Fall, "Paul Temple und die Affäre Gregory", ist nach seiner deutschen Ursendung im Jahre 1949 aus den Rundfunkarchiven verschwunden und tauchte als Textfragment erst kürzlich wieder auf. Anlass für Bastian Pastewka, vier Schauspielkollegen zusammenzuholen, um gemeinsam mit ihnen diesen Durbridge-Krimi wiederaufzuführen: Ein launiger Schlagabtausch beginnt ... Ein Hörspiel aus der Zeit, als sich die Schurken mit einer gefälschten Visitenkarte vorstellten, bevor sie ihre Opfer mit einem Halstuch oder einem vergifteten Dry Martini ins Jenseits beförderten. Eine liebevolle Hommage von Regisseur Leonhard Koppelmann. Der berühmte Fall Gregory: verschollen, wiederentdeckt, und nun neu inszeniert mit viel Witz, der Originalmusik von Hans Jönsson, schmissigen neuen Arrangements von Mike Herting und vielen weiteren Überraschungen.


Kritik:

London im Nebel: Scotland Yard ist verzweifelt. Wer ist der ominöse Drahtzieher der schrecklichen Mädchenmord-Serie? Paul Temple ermittelt in einem kniffligen Fall. Wer verbirgt sich hinter "Mister Gregory"?

Bastian Pastewka hat "Paul Temple und die Gregory-Affäre" das erste Mal als Live-Auftritt mit seinen "Komplizen" auf den ARD-Hörspieltagen 2013 in Karlsruhe gegeben - ich durfte damals auch im kleinen Zuschauerraum sitzen und habe mich sehr sehr amüsiert. Dass der Auftritt gekürzt war und einige Szenen einfach in Zusammenfassung vorgelesen wurden, war dem geballten Abendprogramm im ZKM geschuldet, dachte ich damals.

Als mir dann Regisseur Leonhard Koppelmann an diesem Abend erzählte, der Fall Gregory würde wohl auch seinen Weg auf CD finden, war die Freude groß - denn ich dachte, die fehlenden Teile des Hörspiels (das der BBC übrigens gerade komplett in neuer Ursendung herausgebracht hatte!) - würden dann ebenfalls auf CD erscheinen. Doch das ist leider nicht der Fall.

Der "Fall Gregory" entpuppt sich als Mixtur aus einem echten Paul-Temple-Fall und vielen humorvollen und teilweise comedyhaften Srecheinlagen von Bastian Pastewka und seinem Team, die das Hörspiel immer wieder aus dem Off heraus kommentieren.

Das ist nun leider nichts Halbes und nichts Ganzes: Eingefleischte Hardcore-Temple-Fans werden wohl nicht glücklich mit dieser Fassung des letzten, lange Zeit als verschollen geltenden Falls des Straßenfeger-Radiodetektivs Paul Temple.

Wer des Englischen mächtig ist, dem empfehle ich hier die BBC-Neufassung von "Paul Temple and the Gregory Affair" - wer sich an den Kürzungen und den immer wieder enthaltenen Kommentaren der Truppe nicht stört, der kann aber gerne sein Hör-Glück versuchen - die beim Hörverlag erschienene Inszenierung hat durchaus ihren Reiz. Und liebevoll bis ins Detail (wie man das von Bastian Pastewka kennt) ist der Fall Gregory allemal:

Vom sehr stylishen Booklet mit wunderbar "auf alt" gemachten Fotos, einem Grußwort von Bastian Pastewka und den ausführlichen Sprecherdaten über die CDs, die aussehen wie eine Schallplatte bis zur runden Gesamtpräsentation der Aufklappbox ist das Hörspiel ein echter Hingucker.

Dazu kommen die Sprecher, die Bastian Pastewka sehr passend zur alten Temple-Reihe des WDR ausgesucht hat: Kai Magnus Sting, der den Sir Graham fast genauso spricht wie einst Kurt Lieck in den legendären WDR-Straßenfegern (klasse!), der aber genau wie seine Kollegen Alexis Kara (ebenfalls prächtig) und Inga Busch (famos!) viele viele Rollen spricht (herrlich schmierig: seine Interpretation des Nachtclubbesitzers Charles Zola!) - genau wie an besagtem Uraufführungsabend bei den Hörspieltagen. In den Hauptrollen sind Janina Sachau, die eine Steve Temple gibt, wie man sie authentischer nicht geben könnte - und Bastian Pastewka himself, der als Detektiv Paul Temple glänzt, zu hören. Dass hier einige weibliche Rollen von Männern und andersherum gesprochen werden, ist ein witziges Detail, das seinen Ursprung in der Bühnenfassung des Stücks hat. ;-)

Die Bearbeitung des Hörspiels teilten sich Bastian Pastewka und Regisseur Leonhard Koppelmann.

Wer die alte Temple-Reihe kennt, wird viele Schmunzler wieder erleben: etwa wenn das Wort Lunch "Löntsch" ausgesprochen wird (so findet man es in vielen 50er-Jahren-Hörspielen) oder die immer wiederkehrenden Bausatz-Elemente, die Dubridge gerne auch mal in mehr als einem Temple-Hörspiel verwendete ... oder den schummrigen Nachtclub, der wie immer eine wichtige Rolle spielt... bis hin zur herrlichen Schlageradaption von Mike Herting hat Initiator Bastian Pastewka hier ganze Arbeit geleistet - Chapeau!

Was die übrige Musik angeht, hat man auf die Originalkompositionen von Hans Jönsson zurückgegriffen, die das Hörspiel noch mehr auf "old school" trimmen und die wundervolle Originalatmosphäre der Temple-Klassiker heraufbeschwört. Für die vielen Effekte ist übrigens der Cast selbst zuständig - was auf der Bühne für jede Menge Spaß sorgt.


Fazit:

Eine überaus originelle Inszenierung mit Comedy-Anteilen, aber leider nur einem "halben Temple" ... Empfehlung für aufgeschlossene Hörer, für Hardcore-Templer aber nur mit Einschränkung. Für die Bühnenfassung, mit der Bastian Pastewka durch Deutschland tourt, gebe ich hiermit eine uneingeschränkte Empfehlung - die macht einen Riesenspaß!


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Weitere Informationen und Hörproben: http://www.hoerverlag.de