Torsten Gellrich

Die Schläfer

Unheimliches Erwachen in der Antarktis

Label: vitaphon
Produktion: Springhorn-Entertainment
ISBN 9783942210324; 15,95 €


Regie:
Petra Springhorn und Andreas Kleb
Musik: Torsten Gellrich

Sprecher:
André Beyer, Christian Schult, Jens-Uwe Krause, Petra Springhorn, Stephan Ziwich, Liudmyla Vasylieva, Andreas Kleb, Alexander Schattenberg u.a.

Inhalt:
Der Neurobiologe Dr. Vincent Lürssen reist für eine Isolationsstudie in die Antarktis zur Forschungsstation Darwin. Dort sind Forscher kurz davor, den seit 30 Millionen Jahren von der Außenwelt abgeschnittenen Lake Vostok anzubohren. In ihm, so erhoffen sich die Wissenschaftler, könnte die Evolution eine völlig andere Richtung eingeschlagen haben und Organismen beherbergen, welche auf der Erde einzigartig sind.
Und tatsächlich. Unter dem von vier Kilometer Eis begrabenen Gewässer stößt ihre Sonde auf exotisch anmutende Lebensformen. Als der Tauchroboter mit den gesammelten Proben zurückkehrt, beginnt für die ehrgeizige Biologin Maja Jovanovic die aufregendste Zeit ihres Lebens. Doch mit Einsetzen des antarktischen Winters schwindet die gute Laune der Besatzung. Anfänglich nur depressive Verstimmungen entwickeln sich zu beängstigenden Halluzinationen. Ein wohlbekanntes Problem, welches Vincent durch ein speziell entwickeltes Trainingsprogramm eigentlich verhindern soll. Doch zu spät erkennen sie den wahren Grund. Erst als ein Mitglied ihres Teams spurlos verschwindet, dämmert ihnen, dass ihre Sonde auf eine Erfindung der Natur gestoßen sein muss, welche für sie, ja sogar für die gesamte Menschheit, den Untergang bedeuten könnte.


Kritik:

Als der Neurobiologe Dr. Vincent Lürssen seine Arbeit in der Antarktis-Forschungsstation Darwin beginnt, ahnt er noch nicht, dass die künftigen Monate für ihn zum Abenteuer seines Lebens werden sollen... denn inmitten von eisiger Einöde, Isolation und antarktischem Winter müssen die neun Mitglieder des Forschungsteams nicht nur eng zusammenarbeiten, was manche Probleme mit sich bringt; man bekommt es - was noch keiner ahnt - mit einer lebensbedrohlichen Gefahr zu tun, die alles in den Schatten stellt, was die Menschheit je erlebt hat...

Das kleine Label vitaphon aus Hamburg, das sich mit der Edition Audoba von Jens Wawrzeck und den Hamburg-Krimis bereits einen Namen in der Szene gemacht hat, wirft mit "Der Schläfer" nun erstmals einen echten Kracher auf den Hörspielmarkt.

Dass man es hier mit der Hörspiel-Inszenierung von Torsten Gellrichs erstem Roman zu tun bekommt, kann man kaum glauben: so dicht, packend, gut recherchiert und quasi wie ein Film vorm inneren Auge wird die spannende Story dem Hörer serviert, so markant sind die Charaktere angelegt, dass man sich fragt, wie lange es wohl dauert, bis ein Roland Emmerich auf diesen Stoff aufmerksam und der Thriller in Hollywood auf Zelluloid gebannt werden wird. Denn dass dies zwangsläufig passieren muss, ist jedem klar, der diesem Hörspiel lauscht.

Torsten Gellrich ist es gelungen, einen Öko-Thriller zu entwerfen, der ein faszinierendes Szenarium entwickelt, das dem Hörer so authentisch aufgetischt wird, dass es einem einen Schauer über den Rücken jagt: Was wäre, wenn wirklich... ?
Schon Peter Høeg mit "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" und Frank Schätzing mit "Der Schwarm" haben aus ähnlichen Science-Fiction-Entwürfen große Bestseller gezaubert, und "Die Schläfer" reiht sich nahtlos in diese sehr realistischen Zukunftsvisionen ein.

Die mitreißend erzählte, fesselnde, explosive Story lebt neben ihrer wissenschaftlich hochinteressanten und der Action-Kompente vor allem von ihren neun Hauptcharaktere, die für viele emotionale Spannungen sorgen und das Hörspiel keine Sekunde langweilig werden lassen: da gibt es den Neurobiologen mit dramatischer Vorgeschichte, den hemdsärmeligen kaltschnäuzigen Ingenieur, den syrischen Koch mit Trauma, den schüchternen Funker, die toughe russische Ärztin, den tief religiösen norwegischen Stationsingenieur und weitere Teammitglieder - sie alle sind grundverschieden und müssen den antarktischen Winter gemeinsam überstehen, der sich als todbringende Falle entpuppt...

Dass man für "Die Schläfer" (bis auf den Prolog von Christian Schult) nicht auf "die üblichen verdächtigen" Sprecher zurückgegriffen hat, tut dem Hörspiel rundum gut: frische, unverbrauchte Stimmen, die zum Teil auch international besetzt wurden und so mit ihrem Akzent für Echtheit sorgen und damit gleich nebenbei helfen, die Crew schneller "ins Ohr" zu bekommen, heben sich wohltuend von den schon so oft gehörten Sprechern ab, und allen gelingt es, ihre Parts sehr realistisch zu interpretieren und die Figuren innerhalb kürzester Zeit vor dem geistigen Auge Gestalt annehmen zu lassen.

Auch atmosphärisch sind "Die Schläfer" eine Wucht. Autor Torsten Gellrich hat selbst die Musik zum Hörspiel geschrieben, und die Geräuschkulisse ist dicht und kommt sehr authentisch rüber. Als Rausschmeißer gibt es zu guter Letzt noch einen Musiktrack von Claudia Geerken zu hören - und wieder funktioniert der "Film im Kopf": man sieht förmlich den Filmabspann vor sich, wenn dieser erklingt.

Das Hörspiel kommt dazu mit einem dicken begleitenden Booklet und im aufklappbaren Pappschuber daher, in denen viele Informationen rund um die üblichen Produktionsdaten, aber auch um die Antarktis, den Lake Vostok, den eingesetzten Cryobot und anderes mehr den Hörer zum Lesen und Gucken animieren - zudem werden auch die handelnden Personen in einer Kurzbiografie näher vorgestellt. Als besonderes Gimmick ist der Produktion noch eine originelle "Gewebeprobe" beigelegt.

Auch die zugehörige Internetseite ist übrigens einen Besuch wert: Hier finden sich neben der Hörprobe auch Infos zu Geschichte, Hintergrund, den Figuren sowie das bebilderte Logbuch von Vincent.


Fazit:

Mit "Die Schläfer" präsentiert das Label vitaphon einen faszinierenden Hörspiel-Thriller und einen echten Film für die Ohren: hervorragende Story, hervorragende Inszenierung, hervorragende Ausstattung - und: ganz große Spannung! Bislang das Hörspiel-Highlight 2013!


Weitere Infos und Hörprobe: http://www.vitaphon.de/dieschlaefer/ bzw. http://www.dieschlaefer.de/