Friedrich Glauser

Der Tee der drei alten Damen

Kriminalhörspiel
Produktion: DRS 1964
2 CDs, Laufzeit: ca. 90 Min.
ISBN 978-3-85616-553-6 | CHF 26.- / € 18,90
Christoph Merian Verlag


Hörspielfassung und Regie: Albert Werner
Musik: Hans Moeckel


Sprecher:
Staatsrat Martinet: Leopold Biberti
Staatsanwalt de Morsier: Kurt von Ruffin
Madame de Morsier: Elfriede von Bastineller
Kommissar Pillevuit: Georg Weth
Polizist Malan: Karlrobert Schäfer
Professor Dominicé: Rainer Litten
Jane Pochon: Ebba Johannsen
Dr. Thévenoz: Heiner Schmidt
Wladimir Rosenstock: Maximilian Wolters
Jakob Rosenstock: Claus Peter Schenkel
Isaak Rosenstock: Günter Heising
Sir Eric Bosé: Michael Arco
sowie Hans Hausmann, Hans H. Hassenstein, Gerd Mayen, Dorit Fischer, Hubert Berger, Reto Babst, Judith Melles, Jaromir Borek, Charlotte Asendorf, Trudi Roth, Walter Bremer

Inhalt:
Genf, Anfang 1930er-Jahre: Treffpunkt der internationalen Diplomatie und Schauplatz eines Mordes, der die einheimische Polizei aus ihrer Verschlafenheit weckt. Genfs einzige internationale Berühmtheit, ein Spezialist für Gifte - seinerseits selbst der Morphiumsucht verfallen - ist verdächtig, den Sekretär eines englischen Diplomaten umgebracht zu haben. Ein englischer Reporter mischt sich ein und will in unermüdlicher Spurensuche das Rätsel lösen.


Kritik:

In den Straßen von Genf wird der vergiftete Sekretär eines englischen Diplomaten aufgefunden, der zudem ominöse Stichwunden in der Armbeuge aufweist. Die Polizei ist ratlos. Doch schon bald stellt sich heraus: der Mann hatte wichtige Staatspapiere bei sich, und diese sind verschwunden. Als der Vergiftete kurz darauf unter ominösen Umständen verstirbt, nachdem er Damenbesuch am Krankenbett hatte, ist sowohl die Polizei als auch die in Genf in den Dreißigerjahren ansässige Agentenwelt plötzlich hellwach. Amerikaner, Engländer, Russen, ein indischer Maharadscha - alle sind bestrebt, an Informationen zu gelangen - und mittendrin die Genfer Polizei, die versucht, sich einen Überblick zu verschaffen...

Wer hat seine Finger in diesem dreckigen Spiel? Da ist zum einen der hochverdächtige Professor Dominicé, Experte für Gifte und Okkultes, der zufällig am Tatort war. Da ist zum anderen seine Haushälterin Madame Pochon, Medium und Zimmervermieterin, die bereits den zweiten ihrer Untermieter mit Wahnvorstellungen ins Spital einweisen lassen musste... Die Lage spitzt sich erheblich zu, als mit dem Apotheker Ältester ein zweiter Vergifteter der Polizei und Ärzteschaft unter den Fingern wegstirbt. Bei ihm finden sich Rezepte für Hexensalben und eine seltsame Medaille... Und auch bei ihm tauchte wieder die geheimnisvolle Besucherin auf, ehe er das Zeitliche segnete...

Friedrich Glauser, Autor der bekannten Wachtmeister-Studer-Reihe, versucht sich hier an einem Agentenkrimi, der die Vorkriegswelt im Genf der Dreißigerjahre zur Kulisse hat. Es ist ein buntes Setting: indische Maharadschas und Ölquellen, Spione und satanische Rituale, Giftpflanzen, Hexenrezepte und ein Trüppchen von Tee trinkenden alten Damen bevölkern die undurchsichtige Geschichte, die einen gleich beim Wickel packt und 90 Minuten nicht mehr von der Angel lässt.

Das Hörspiel ist eine Produktion des DRS aus dem Jahre 1964, und dieser Schatz wurde vom Christoph Merian Verlag aus den Archiven gehoben und als Audio-CD-Fassung veröffentlicht. "Der Tee der drei alten Damen" entstand unter der Regie von Albert Werner und mit der Musik von Hans Moeckel, die das Hörspiel mit vielen variantenreichen Streicher-, Holzbläser- und vor allem Spinettkompositionen anreichert und aufwertet. Die Geräuschkulisse ist zeitgemäß weniger aufwändig als man das heute hat, aber sehr detailreich und von Froschgequake über Vogelgezwitscher bis hin zu zahlreichen Innengeräuschen für Sechzigerjahreproduktionen sogar vergleichsweise dicht. Das große Sprecherensemble leistet sehr gute Arbeit, und alle Rollen sind mit guter Hand besetzt.

Das im aufklappbaren Pappschuber untergebrachte, zwei CD starke Hörspiel ist mit Produktionsdaten, detaillierter Kapitelübersicht, einer kurzen Inhaltsangabe und Autoreninfo ausgestattet und stilgerecht illustriert - bis hin zu den bedruckten CDs, die mit zum Inhalt passenden Bildern versehen wurden. Eine schöne Präsentation.

 

Fazit:

Mit Glausers intelligentem, undurchsichtigem Agentenkrimi "Der Tee der drei alten Damen" ist eine echte Perle aus den Hoch-Zeiten des Radiohörspiels zu hören - Hörtipp!


Weitere Infos: http:// www.christoph-merian-verlag.ch