Donna Leon

Schöner Schein

Commissario Brunettis achtzehnter Fall
Gelesen von Jochen Striebeck
Aus dem Englischen von Werner Schmitz

Roman, Hörbuch
8 CDs, 9 Std. 57 Min.; ISBN 978-3-257-80290-0; € 29.90

Inhalt:

An einem eisigen Winterabend bemerkt Brunetti eine Blondine in Pelz und Highheels, als er mit Paola zu einer Essenseinladung bei den Faliers unterwegs ist. Die blonde Frau erweist sich als seine Tischnachbarin und trotz ihrer maskenhaften Züge als unerwartet profund: Sie hat sowohl Cicero als auch Ovid gelesen und beeindruckt damit Brunetti mehr, als ihm selbst lieb ist. Doch nicht nur hinter die Fassade von Franca Marinello – ›la Superliftata‹ – zu blicken ist schwer. Es gibt auch undurchsichtige Giftmüllgeschäfte, die immer weitere Kreise ziehen. Der Sonderbeauftragte der Carabinieri hat den Commissario kaum um Amtshilfe ersucht, da wird er auch schon tot aufgefunden. Müllmafia und Metamorphosen: Brunetti braucht mehr Intuition denn je, um diesen Fall zu lösen und Klarheit in seine Gefühle und Gedanken zu bringen.


Kritik:

Lange ist es her, dass ich einen Donna-Leon-Krimi in der Hand hatte. Irgendwo bei Band 9 oder 10 habe ich mich damals ausgeklinkt, weil die Romane immer langatmiger wurden und die Spannung stark nachließ. Nun also ein neuer Versuch - mit Commissario Brunettis achtzehntem Fall, in dem sich alles um Müll dreht - illegale Giftmülltransporte und internationale Mafiageschäfte sind die Themen, die im Vordergrund stehen ... und auf der anderen Seite die Dante-, Cicero- und Ovid-belesene "Superliftata" Franca Marinello, die Brunetti auf einer Feier seines Schwiegervaters Conte Falier kennen lernt und die ihn schwer beeindruckt. Welches Geheimnis verbirgt sich hinter ihrer entstellten maskenhaften Fassade?

Wer Donna Leons Romane kennt, weiß, dass sich die Handlungsstränge über kurz oder lang überkreuzen. So auch diesmal: Was hat Franca Marinellos Gatte, der undurchsichtige Geschäftsmann, mit den lukrativen Geschäften rund um den Müll zu schaffen? Zwischen der betörenden "Superliftata" und den undurchsichtigen Müllgeschäften trudelt Brunetti durch seinen ganz persönlichen Sumpf aus Emotionen und dem immer weiter um sich greifenden Sumpf aus Korruption ...

"Schöner Schein" ist ein "klassischer" Brunetti, wie man ihn kennt: Aktuelle Themen wie (Italiens) Müllproblematik, viel philosophisches Geplänkel über Ovid und Cicero, ausufernde Beschreibungen von Kleidung und Essen ... Autorin Donna Leon, seit vielen Jahren selbst in Venedig wohnhaft, kennt ihre Wahlheimat gut und versorgt mit ihren Romanen um den gleichermaßen intelligenten wie intellektuellen Commissario Brunetti ein treues Publikum. Seit 1992 schreibt sie dem gutmütigen Kriminalkommissar Geschichten auf den Leib, jedoch hat sich ihr Stil in diesen nunmehr 17 Jahren mehr und mehr verändert. Brunettis 18. Fall kommt denn auch recht langatmig im Erzählstil daher und ist über weite Strecken leider ebenso langweilig zu hören. Da helfen auch altbekannte - und durchaus liebgewonnene - Figuren wie die patente Signorina Elettra, Guidos lächerlicher Vorgesetzter Patta, der adlige Schwiegervater Conte Falier und Brunettis belesene Ehefrau Paola nicht wirklich, den spannungsarm dahinplätschernden Kriminalroman zu einem Hörvergnügen zu machen.

Sprecher Jochen Striebeck hat denn auch eine Sisyphosarbeit zu bewältigen: der Spannungsbogen ist nicht erkennbar, die ellenlangen Beschreibungen von Schnee und anderen völlig unwesentlichen Details sind einfach nur quälend anzuhören. Striebeck liest dementsprechend bedächtig und passt sich so dem Roman an, der alles andere ist als ein mitreißender Krimi.


Fazit:

"Schöner Schein" reicht leider bei Weitem nicht an Donna Leons gute "Brunettis" heran: eher blasse Krimikost, nur für eingefleischte Fans der Serie hörenswert

Weitere Informationen: http://www.diogenes.ch/